Wir kümmerten uns insgesamt um 358 Kinder aus 292 Familien.
In den letzten Jahren kamen knapp 30 % als Selbstmelder.
Ebenso viele kommen seit vier Jahren vom Jugendamt.
Die übrigen ca. 40 % von anderen sozialpädagogischen Fachleuten (insbesondere Schoolworkern) bzw. Therapeuten (Ärzten, Psychologen) und auch zunehmend von Gerichten.
Damit geht ein deutlicher Anstieg der Kinder mit erheblichen Problemen einher.
Knapp 50 % der Familien wohnen in der Stadt Saarbrücken, ebenso viele in den Umlandgemeinden des Regionalverbandes, einige wenige in anderen saarländischen Landkreisen..
Bei etwas mehr als 20 % der Familien ist ein Migrationshintergrund gegeben.
In knapp 60 % der Familien sind beide Elternteile berufstätig, in knapp 30 % nur ein Elternteil.
Etwa jede sechste Familie ist von Arbeitslosigkeit bzw. von Armut betroffen.
Etwa 20 % der Familien leiden unter besonderen körperlichen oder psychischen Krankheiten bzw. Behinderungen.
Bei etwa 15 % liegt eine Alkohol- oder Drogenproblematik vor.
Bei knapp 30 % der Familien gab oder gibt es psychische oder körperliche Gewaltanwendung.
5 % befinden sich in der Ambivalenzphase, etwa 20 % in der Trennungsphase, rund 30 % in der Scheidungsphase, 45 % sind geschieden.
Bei knapp 80 % der Familien leben die Kinder mit der Mutter zusammen; Aufteilung der Kinder oder regelmäßiger Wechsel des Aufenthaltsortes kommen nur sehr vereinzelt vor.
Mehr als die Hälfte aller Kinder sind 6 bis 9 Jahre alt, ein Drittel 10 bis 13 Jahre. 55 % sind Jungen.
Rund die Hälfte der Kinder weisen deutliche psychische Belastungen und Verhaltensschwierigkeiten wegen der familiären Situation auf.
Unsere Fachkraft Birgit Pohl-Jasper arbeitet in den KiTS- Gruppen in Anlehnung an die bewährten Gruppeninterventionsprogramme für Kinder in Trennung und Scheidung von Prof. W. Fthenakis (1995) und Wolfgang Jaede (1994 und 1996).
In der Eingangsrunde haben die Kinder die Möglichkeit, wichtige Dinge der letzten Woche mitzuteilen, negative Emotionen im Spiel auszuagieren und in der Gruppe als Solidargemeinschaft innerlich anzukommen. Zur Bearbeitung des jeweiligen Sitzungsthemas werden Filmmaterial, scheidungsrelevante Geschichten, Kartenmaterial, Bilder, Rollenspiele u. ä. eingesetzt.
Befindlichkeitskärtchen, Stabpuppen, gemeinsame Gestaltungen von Bildern, Wandzeitungen, persönliche „Tresore“ für die individuelle Mappe und alle eigenen Geheimnisse bieten zusätzliche Impulse, sich den schwierigen Themen zu nähern. Mit einer Abschlussrunde endet jedes Treffen. Alle Übungen erfolgen in kindgerechter, spielerischer Form. Bewegungs- und Gruppenspiele sowie Entspannungssequenzen einschließlich genügend Pausen gehören zu jeder Sitzung.
Bei den Eltern ist meist ein sehr großer eigener Leidensdruck wegen der aktuellen, konfliktgeladenen Situation festzustellen. Daher ist es hier sehr wichtig, die Balance zwischen ihrem Blick auf die eigene Befindlichkeit und auf die Gefühle und Erwartungen des Kindes zu halten oder herzustellen.
Bei den Kindern wie bei den Eltern, die an den Gruppen teilnehmen, entwickeln sich oft vielfältige Beziehungen untereinander, die manchmal in gegenseitige Besuche und gemeinsame Aktivitäten münden.
Hilfreich ist bei den Kindern wie den Erwachsenen der gezielte Einsatz von jeweils passendem Filmmaterial aus unserer Mediothek. Oft werden dadurch tiefer gehende Emotionen angesprochen, als es mit Worten möglich wäre. Durch die plastische Verdeutlichung anderer Rollen, anderer Wahrnehmungen gelingt es manchmal, aus dem eigenen verengten Blickwinkel heraus zu kommen, die eigenen Trennungs- und Scheidungsvorgänge sozusagen von einer Art Metaebene her zu sehen.
Ein Teil unserer Eltern sind zu den hoch zerstrittenen zu rechnen. In der Fachliteratur wird darauf hingewiesen, dass die Folgen einer konfliktreichen Trennung/Scheidung umso gravierender sind, je länger die Konflikte ungelöst fortbestehen und dass insbesondere Kinder mit der Erfahrung von Gewalt zwischen den Eltern bei Trennung/Scheidung verstärkt Persönlichkeits- und Verhaltensprobleme entwickeln. Da beide Faktoren in erheblichem Umfang auf die Gruppe der von uns betreuten Familien zutreffen, ist es verständlich, dass über die Hälfte der betroffenen Kinder als psychisch labil und verhaltensschwierig wahrgenommen werden. Oft liegen emotional bedingte Leistungsstörungen vor. (Während sich viele gute Schüler in Scheidungssituationen noch mehr in Schule vergraben, quasi als Flucht nach vorne, führen schwierige Trennungen bei schwachen Kindern zur Zunahme von Leistungsversagen und Schulproblemen!)
Zusammenfassung
Als Fazit der formulierten Ziele und der Überprüfung der Zielerreichung lässt sich festhalten:
Vor allem die Kinder, die an Gruppen teilgenommen haben, machten deutliche Fortschritte bezüglich:
Reflexion und realistischere Neubewertung ihrer familiären Situation
Ausdruck und Bearbeitung ihrer (negativen) Gefühle
Klärung von Wunschvorstellung und realen Zukunftsperspektiven
Selbstbewusstere, offenere Kommunikation mit beiden Elternseiten
Wahrnehmung der eigenen Ressourcen und der Chancen der veränderten Situation.
Die Mütter fühlten sich durch KiTS weitgehend entlastet.
Das Mutter-Kind-Verhältnis war im Allgemeinen deutlich verbessert.
Bezogen auf die Väter wurden diese beiden Ziele nur teilweise erreicht.
Am wenigsten bewirkte unsere Arbeit in Bezug auf den Umgang der Eltern miteinander: Die vorhandenen Spannungen konnten leider nur in bescheidenem Umfang verringert werden.
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Evaluationsberatung durch iSPO 1)
Zitat Erik Schäffer, Geschäftsführer iSPO:
KiTS ist im Zusammenhang eines umfassenden Präventionsansatzes zu sehen, der zum Ziel hat, die negativen Folgen belastender Lebensumstände für Kinder, ihre Familien und die Gesellschaft zu verhindern oder zumindest abzumildern.
Unstrittig stellen Trennungs- und Scheidungssituationen für Kinder eine häufig als traumatisch erlebte, krisenhafte Lebenssituation dar. Sie geht einher mit einer starken emotionalen und/oder kognitiven Belastung. Aus zahlreichen Studien sind die möglichen – häufig gravierenden – Folgen für Kinder belegt: So zeigte eine Studie von Hetherington (1993), dass 26% aller Mädchen und 34% aller Jungen in Scheidungsfamilien von so ernsthaften Problemen (z.B. schulische Probleme, auffälliges Sozialverhalten, negatives Selbstbild, Loyalitätskonflikte, u.a.) betroffen waren, dass sie im allgemeinen professionelle Unterstützung brauchten. (im Vergleich: für Kinder aus intakten Familien lagen diese Werte deutlich niedriger mit jeweils ca. 10%). Desweiteren konnten spezifische Risikofaktoren ausgemacht werden, die es Kindern besonders schwer machen, sich an die neue Lebenssituation anzupassen. Diese sind: Verlust eines Elternteils, wirtschaftlicher Abstieg, teilweise umfassende und belastende Veränderungen in den allgemeinen Lebensumständen (ggf. Wohnungs- und Schulwechsel, Wegfall eines Teils der Verwandschaft/des Freundeskreises, etc.), Schwierigkeiten der Eltern/mangelnde Kompetenzen, sich an die neue Lebenssituation anzupassen, Ausmaß und Häufigkeit der Einbeziehung in die Konflikte zwischen den Elternteilen (Amato (1993), Kelly und Emery (2003)).
Diese wie auch zahlreiche andere Untersuchungen zeigen, dass Kinder in Trennungs- und Scheidungssituationen, die mit ihrer Problematik allein gelassen werden, häufig zu “Fällen” für professionelle Hilfen z.B. durch Jugendhilfe oder Therapeuten werden.
Der Ansatz von KiTS ist es, in solchen Situationen frühzeitig präventiv tätig zu werden, um möglichst zu verhindern, dass die Kinder in diesem Sinne zu „Fällen“ werden. KiTS stellt somit eine wichtige Ressource im Rahmen eines umfassenden Netzwerks präventiver Maßnahmen für Kinder und ihre Familien dar, in dem für verschiedene Altersgruppen und für verschiedene Problem- bzw. Bedarfskonstellationen das jeweils passende Hilfeangebot bereitgehalten wird.
Dass Prävention in der Kinder- und Jugendhilfe wirkt und sich „auszahlt“ ist ebenfalls vielfach belegt worden.
In diesem Zusammenhang ist festzuhalten: KiTS stellt ein spezifisches Angebot im bestehenden Netz präventiver Maßnahmen dar, dessen Leistungen nach unserer Kenntnis fachlich und konzeptionell aktuell von keinem anderen Angebot erfüllt werden.
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