Um die Konzeptqualität zu reflektieren, möchten wir die Forderungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e. V. von 2005 bezüglich der Frühen Hilfen zugrunde legen, nämlich:
möglichst frühzeitiges Einwirken
passgenaue Hilfen, d. h. insbesondere niedrigschwellige Angebote (gute räumliche und zeitliche Erreichbarkeit, möglichst wenig Wartezeit, keine bürokratischen oder finanziellen Hürden)
Kombination von Komm- und Gehstruktur
Freiwilligkeit und Vertraulichkeit
ressourcenorientierter Ansatz
gute Vernetzung mit anderen professionellen Hilfen und vielen Akteuren im sozialen Umfeld
Nachhaltigkeit der Wirkungen
UFER erfüllt u. E. die obigen Forderungen weitestgehend, sofern man damit zufrieden ist, dass nur etwa 60% der im Fokus stehenden Kinder zwischen 0 und 3 Jahre alt ist und die übrigen zwischen 4 und 6 Jahre.
Die Brückenfunktion zu anderen professionellen Hilfen einschließlich der örtlichen Familienhilfezentren der Jugendämter und den vorhandenen Arbeitsgemeinschaften „Frühe Hilfen“ erleben wir als sehr wichtig und weitgehend erfolgreich.
Allerdings hat sich unsere ursprüngliche Zielvorstellung, über den Weg von UFER viele betreute Familien zur Teilnahme an dem Erziehungskurs des Kinderschutzbundes Starke Eltern – Starke Kinder veranlassen zu können, überwiegend nicht realisiert. Als Hauptgrund dafür sehen wir an, dass die meisten UFER- Familien über die Alltagsversorgung ihrer Kinder hinaus zu wenig zeitliche Ressourcen bzw. zu wenig Energiereserven haben, um solche längerfristigen Angebote einer Kommstruktur regelmäßig wahrnehmen zu können.
Darunter und unter den ebenfalls sehr begrenzten Zeitbudgets unserer Fachkräfte leidet sicher auch teilweise die nachhaltige Vernetzung der Familien mit dem sozialen Umfeld, insbesondere Angehörigen, Nachbarn, Bekannten.
In den Kreisen Saarlouis, St. Wendel und Homburg wurden von 2006 bis 2010 zusammen rund 300 belastete und gestresste Familien mit etwa 650 Kindern (oft schwierig und entwicklungsverzögert) von unseren Fachkräften und den ehrenamtlichen Patinnen beraten bzw. längerfristig (zwischen einigen Monaten und etwa einem Jahr) betreut.
Mehr als 3.500 Fachleistungsstunden unserer (Teilzeit-) Sozialarbeiterinnen und fast 10.000 Arbeitsstunden unserer Ehrenamtlichen kamen direkt den Kindern und ihren Angehörigen zugute. Mit dieser Kooperationsstruktur erbringt
UFER also eine beachtliche Hilfeleistung bei einem günstigen Kosten-Nutzen - Verhältnis.
UFER wird vor allem gewünscht und ist angemessen bei Familien, die zwar in der Regel noch nicht als echte Risikofamilien in Bezug auf Kindeswohlgefährdung gelten, die aber besonderem Stress durch vielfältige Belastungsfaktoren ausgesetzt sind. Somit trägt
UFER präventiv dazu bei, die eskalierende Entwicklung von Gefährdungspotentialen im Vorfeld zu verhindern und Defizite der Erziehungs- und Entwicklungssituation zu kompensieren. Wichtig wäre, die vermutlichen Präventionsrenditen genauer zu ermitteln, d. h. den gesellschaftlichen Nutzen von
UFER zur Verhütung oder Abmilderung weitergehender Erziehungshilfen oder anderer kostenintensiver Maßnahmen.
UFER ersetzt vielen Familien das abhanden gekommene Netz familiärer und nachbarschaftlicher Hilfen.
UFER hilft den Familien direkt vor Ort und geht flexibel auf die Bedarfe der Familien ein:
durch praktische Entlastung der gestressten Eltern und durch Betreuung/Förderung der Kinder
als emotionaler Halt für Eltern und Kinder
durch Beratung der Eltern und Ansätze zur Elternbildung
durch seine Brückenfunktion, Familien für weitere, notwendige Hilfen zu gewinnen.
UFER ist integrierter Bestandteil des regionalen Netzes vieler familienunterstützender Dienste aus Jugend- und Gesundheitshilfe. Die sehr geringe Zahl von Abbrüchen spricht ebenfalls für die Qualität unserer Arbeit.
Weiterführung der Arbeit nach den Auslaufen der Förderung durch Aktion Mensch und dem Wegfall der Landeszuwendung:
Die Jugendämter der Landkreise Saarlouis und Saarpfalz, die UFER in den fünf Jahren der Modell-Projektzeit kennen gelernt haben, sind so überzeugt von der Qualität und Wichtigkeit dieser Arbeit, dass sie ab 2011 einen Anteil von 90% der Gesamtkosten übernehmen. Dafür sind wir sehr dankbar.
Das Jugendamt St.Wendel sieht sich leider nur in der Lage, in 2011 den bisherigen Finanzierungsanteil von etwa einem Drittel der anfallenden Jahreskosten zu übernehmen. Dankenswerter Weise hat sich der Rotary-Club Stadt St.Wendel sehr tatkräftig für UFER engagiert und so etwa ein Viertel der Gesamtkosten aufgebracht. Gleiches gilt für die Stiftung der Firma ProWin (Fam. Winter) in Illingen. Den noch fehlenden Anteil von rund 4.000 € müssen wir als Eigenbeitrag mit Hilfe weiterer Spenden aufbringen.
Ihre Mithilfe
Über die oben bereits angesprochenen Schwierigkeiten oder Defizite der Projektdurchführung hinaus seien hier einige aktuelle Gedanken von uns als Zielvorstellungen zur punktuellen Weiterentwicklung der Arbeit skizziert:
Durch verschiedene Aktivitäten gezielt ehrenamtliche Hilfen in der Nachbarschaft akquirieren.
Mehr Kontakt zu Kindern im Umfeld aufbauen!
Kontakte zwischen mehreren
UFER-Familien fördern, etwa durch monatliche Treffen in geeignetem Rahmen (z. B. Frauenfrühstück) oder durch die Organisation von Kindergruppen aus
UFER - Familien.
Systematischer mit den Familienhebammen kooperieren, um nach deren Einsatz (maximal bis zum Ende des 1. Lebensjahres möglich) die Betreuung belasteter Familien fortzuführen.
Mit ARGE und Kindergärten noch mehr kooperieren, um schwächere Kinder zusätzlich zu fördern.
Bei den häufig vorhandenen Partnerschaftsproblemen in
UFER - Familien verstärkte Anstrengungen unternehmen, etwa im Sinne der nachhaltigen Motivierung, professionelle Angebote entsprechender Beratungsstellen anzunehmen.
Auch der Einsatz geeigneter Medien aus unserer Mediothek könnte häufiger erfolgen.
Allerdings ist uns auch sehr bewusst, dass zur Realisierung der meisten dieser Zielvorstallungen zusätzliche zeitliche Ressourcen unserer Fachkräfte benötigt werden.
→ Bericht über die Ergebnisse einer Telefonbefragung von Familien und Patinnen.